Im Gespräch mit Thierry Carrel
Thierry Carrel (*1960) ist der gegenwärtig wohl bekannteste Herzchirurg der Schweiz. Er ist seit 25 Jahren am Inselspital Bern tätig. Seit Beginn seiner Laufbahn hat er über 12'000 Herzoperationen durchgeführt.
Kennen Sie Pfarrer Sieber aus einer persönlichen Begegnung?
Nein. Aber obschon ich ihm nie begegnet bin, habe ich das Gefühl, ihn gekannt zu haben. Er war eine aussergewöhnliche Persönlichkeit. Ein Mann, der mit viel Idealismus, einem grossen Herzen und funkelnden Augen durchs Leben ging.
Was hat Ihnen an ihm imponiert?
Die Geradlinigkeit, mit der er seinen Weg verfolgte, auch wenn er manchmal im Gegenwind stand. Stets setzte er sich für die Menschen am Rand ein. Sein Engagement war riesig und sehr wichtig. Er hat vielen die Augen geöffnet dafür, dass auch mitten unter uns, in der wohlhabenden Schweiz, Menschen leben, die es sehr schwer haben und jeden Rappen umdrehen müssen.
Warum ist die Sunestube wichtig?
Orte wie die Sunestube kann es nicht genug geben. Orte, an denen Menschen, denen es schlecht geht und die finanzielle Nöte haben, aufgefangen werden. Mittellosen oder sogenannt randständigen Menschen mit Offenheit und Güte zu begegnen, ist ein Gebot für uns alle.
Welche Bedeutung messen Sie unserem Fachspital Sune-Egge bei?
Als Arzt weiss ich, wie wichtig es ist, sich Menschen mit Sorgfalt, Geduld und einer grossen Gesprächsbereitschaft zu widmen. Ärzteschaft und Pflegepersonen im Sune-Egge haben diesbezüglich eine besonders anspruchsvolle Aufgabe. Sie sorgen für Menschen, die durch Sucht oder Obdachlosigkeit geprägt sind.
Welche Rolle soll das Sozialwerk Pfarrer Sieber heute spielen?
Stiftungen, die sich notleidenden und verdrängten Menschen widmen, sind in der heutigen Zeit besonders wichtig. In unserer Gesellschaft sind viele auf sich selbst konzentriert, man kämpft sich durch Krisen, will immer mehr erreichen und immer mehr haben. Das Sozialwerk trägt Pfarrer Siebers Vermächtnis weiter: Es bietet Wärme und eine helfende Hand.