20 Jahre Pfuusbus

«Niemer bliibt duss – dank em Pfuusbus!». Im November vor 20 Jahren rief Pfarrer Sieber (1927–2018) den Pfuusbus ins Leben.

Seine Idee: Obdachlose sollten ohne bürokratische Hürden eine vorübergehende Bleibe und menschliche Anteilnahme finden. Es funktionierte – und tut es noch heute. Am 15. November öffnet der Pfuusbus seine Türen mit einem kleinen Fest zur 21. Saison. Im ersten Pfuusbus (dem ehemaligen Wohnmobil der erfolgreichen Schweizer Seitenwagenrennfahrer Paul und Charly Güdel aus Geroldswil) fanden pro Nacht bis zu zwölf Obdachlose im Sattelschlepper auf dem Kiesplatz beim Zürcher Strassenverkehrsamt Unterschlupf. 

Zahlen erzählen Geschichten

Auch wenn Zahlen trocken wirken: Beim Pfuusbus lassen sie viele bewegte, tragische und beeindruckende Lebensgeschichten erahnen. Insgesamt zählten die Betreuerinnen und Betreuer schon in der Eröffnungssaison 2002/03 von Mitte November bis Mitte April 1'334 Übernachtungen. Mit der Erweiterung um ein Vorzelt im Jahr 2007 stiegen die Übernachtungszahlen rasch an, um sich in den vergangenen zehn Jahren zwischen rund 3'500 und 4'500 einzupendeln. In der Saison 2021/22 zählten wir 4‘093 (Vorjahr 3’690) Übernachtungen von 230 (214) unterschiedlichen Gästen.

Kontinuierlich den Bedürfnissen angepasst

Standen in den ersten Wintern 12 Betten zur Verfügung, wurde die Kapazität im Jahr 2007 dank eines Vorzelts auf 28 Plätze erweitert. 2016 musste das Sozialwerk Pfarrer Sieber den reparaturanfälligen Sattelschlepper ersetzen. Seit dem Corona-Frühling 2020 verfügt die Notunterkunft neben dem Herzstück des Ensembles – dem Sattelschlepper mit Schlafkojen, Küche und Stauraum – über ein Aufenthaltszelt und ein grosses Schlafzelt – und total 36 Schlafplätze. Seit 2016 wird der Pfuusbus ökologisch mit Holzpellets beheizt. 

Jesus Christus als Vorbild

Seinen Auftrag leitete Pfarrer Ernst Sieber aus dem Lukasevangelium ab (Lk 14,23): «Und der Herr sagte zum Knecht: Geh hinaus auf die Landstrassen und an die Zäune und heisse sie hereinzukommen, damit mein Haus voll werde.» Kernig übersetzte er diese Aufforderung Jesu in seiner unnachahmlichen Art in die Mundart: «Niemer bliibt duss – dank em Pfuusbus!». Zentral war Pfarrer Sieber und ist uns heute noch, dass Menschen im Pfuusbus nicht nur ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit finden, sondern im Sinne seines grossen Vorbilds Jesus Christus auch Gemeinschaft, offene Ohren und menschliche Anteilnahme. «Bisch nöd älei» lautet denn auch Pfarrer Siebers Wahlspruch, der noch heute unübersehbar auf dem Sattelschlepper steht.  

Ein Hoffnungsort für viele

Obschon die aussergewöhnlichste Notschlafstelle der Schweiz eben erst volljährig geworden ist, gehört sie zu Zürichs Wahrzeichen wie das Grossmünster oder die Zunfthäuser. Der Pfuusbus ist eine Institution. Seit seiner Gründung haben Tausende in einer Notlage das Angebot dankbar angenommen und im Pfuusbus Schutz gefunden. Und nicht wenige haben dank des Pfuusbus eine Wende in ihrem Leben geschafft. Am 15. November starten wir mit einem Geburtstagsfest für diesen speziellen Ort der Begegnung in die 21. Wintersaison.